Beginn und Ende der Fasnachtszeit
Die Fasnachtszeit hat traditionell feste Bezugspunkte. Die Eröffnung der Session zum närrischen Termin am 11.11. um 11.11 Uhr ist eine Erfindung des 19. Jahrhunderts. Der Tag gibt einen ersten Ausblick: Prinzenpaar oder Dreigestirn in Süddeutschland. Ausserdem wird das Motto vorgestellt. Der Tag ist ein karnevalistischer Appetitanreger - nicht mehr und nicht weniger.
In solothurnischen Gebieten ist der Fasnachtsauftakt traditionell der Hilari (13.1.) und das Ende der Fasnacht der Aschermittwoch. Dieser ist jedoch kein fester Tag im Kalender wie der Hilari, der Aschermittwoch ist beweglich. So kommt es, dass bei einem festen Anfangsdatum und einem beweglichen Enddatum die Dauer der Fasnacht Jahr für Jahr verschieden ist. Der Aschermittwoch richtet sich nach Ostern. Ostern findet am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühjahr statt. Die Fastenzeit dauert 40 Tage, die Sonntage nicht eingerechnet, und endet mit dem Ostersonntag. Somit ergibt sich, dass der Aschermittwoch 46 Tage vor Ostersonntag ist. Je früher also Ostern ist, umso kürzer ist die Fasnacht.
Fastenzeit - Zeit der Rückbesinnung
Die Fastenzeit ist mit der kirchlichen Bezeichnung Passionszeit gleichzusetzen. Mit ihr beginnt eine Zeit der Rückbesinnung. Die Fastenzeit beginnt am Aschermittwoch und endet am Karsamstag. Somit dauert die Fastenzeit 40 Tage, die Sonntage nicht eingerechnet.
Es ist eine Zeit der Vorbereitung auf das höchste christliche Fest (Ostern) und wurde schon im 4. Jahrhundert praktiziert. Die Gläubigen verzichteten in der alten Kirche während der Fastenzeit auf Fleischspeisen und Wein, später auch auf Milch, Butter, Käse und Eier und begnügten sich mit einer Mahlzeit am Abend. Nach alter Sitte wurde allerdings der Sonntag als Fasttag ausgenommen.
Herkunft der Fasnacht
Die Fasnacht ist weder ein heidnisch-germanischer Brauch, noch geht sie auf die römischen Saturnalien und ähnliche Feste zurück, wie immer wieder in populären Darstellungen behauptet wird. Erste Zeugnisse liegen erst aus dem Spät-Mittelalter vor. Ob Fasnacht ursprünglich ein städtischer oder ländlicher Brauch war, bleibt umstritten. Die deutschsprachige Forschung neigt auf Grund der Quellenlage zur ersteren Annahme (Hans Moser bzw. Münchner Schule). Aber es gab die Fasnacht wohl bereits im Spät-Mittelalter auch in den Dörfern. So bezeichnete im frühen 15. Jahrhundert der Basler Rat die Fasnacht als ländlichen Unfug. Und die Luzerner Fritschimaske war vermutlich ein Strohpopanz, wie wir ihn vom bäuerlichen Brauchtum her kennen, der urbanisiert (verstädtert) und stilisiert wurde.
Das Wort Fas(t)nacht wird allgemein als die Nacht (vigilia) vor der 40-tägigen Fastenperiode gedeutet. Andere Herleitungen wie z.B. von faseln (töricht reden, zeugen) oder Fassnacht (Nacht des Fasses) sind überholt. Der erstmals in Rom im 13. Jahrhundert erwähnte carnevale (franz. carnaval) leitet sich von carne(m) levare (das Fleisch wegräumen) ab. Für das Gebiet der Schweiz haben wir 1283 einen ersten Wortbeleg. Als Ereignis wird die Fasnacht aber erst vom späten 14. Jahrhundert an fassbar, in Basel z.B. 1418, sofern man nicht das Adelsturnier von 1376, die sogenannte Böse Fasnacht, dazurechnet. Die Fasnacht ergab sich so, gleichsam aus einer Staulage heraus, als Zeit des Überschwangs vor der Fastenzeit.
Das 20. Jahrhundert kannte Höhen und Tiefen der Fasnachts-Begeisterung; die Phasen verliefen meist parallel zur wirtschaftlichen und weltpolitischen Lage. Die allgemeine Tendenz ging weg von der Saal-Fasnacht mit ihren Maskenbällen zur Strassen-Fasnacht.
Basel perfektionierte seine Trommler- und Pfeiferszene mit den Schnitzelbänken. Luzern wurde nach dem 2. Weltkrieg zum Mekka der Guggenmusiken. Zürich suchte einen eigenen Weg mit dem elitären Künstlermaskenball und einer Umzugs- und Vereins-Fasnacht, die unbewusst alte Besuchsgewohnheiten aufnahm.
Seit den 1970er Jahren dehnt sich die Fasnacht auch in der evangelischen Westschweiz aus, wo einzelne Fasnachtszentren bereits im 19. Jahrhundert bestanden (Brandons von Payerne). Dabei wurden die Termine fast beliebig: Die Fasnacht kann, ähnlich wie in Frankreich, auch im Mai stattfinden.
Im Tessin gibt es immer noch die Unterscheidung zwischen der Fasnacht nach römischem und nach ambrosianischem Ritus, was damit zusammenhängt, dass das Tessin bis in die 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts zur Diözese Como und Mailand gehörte. Die Fasnacht nach römischem Ritus dauert vom Donnerstag bis am Dienstag vor dem Aschermittwoch, jene nach ambrosianischem Ritus vom Donnerstag bis zum Samstag vor der Fastenzeit.
In Bern wird seit 1982 wieder eine Gassen-Fasnacht durchgeführt.
Basler-Fasnacht
Und wenn dann wirklich (fast) alle anderen mit der Fasnacht fertig sind, dann feiert das protestantische Basel seine deutlich anders geartete Fasnacht, an der es nach der Reformation von 1529 festhielt und deren heutige Form sich im wesentlichen erst im 19. Jahrhundert herausbildete.
Am Montag nach Aschermittwoch um Schlag 4 Uhr morgens beginnt sie mit dem "Morgestraich", der als Gegenstück zum militärischen "Zapfenstreich" gesehen wird. Nachdem alle Lampen erloschen sind und es totenstill ist, ziehen zum Auftakt der drei närrischen Tage die trommelnden und pfeifenden "Cliquen" (Fasnachtsgruppen) - begleitet von den Trägern der zahllosen beleuchteten Steckenlaternen - in ihren vielfältigen Kostümen, mit Gips- und Pappmachémasken vermummt, stundenlang durch die Gassen der Basler Altstadt, wobei von jeder Clique ein bestimmtes "Sujet" (Thema) präsentiert wird.
Montag und Mittwoch nachmittags findet jeweils ein Umzug ("Cortège") statt, an dem auch Wagen und Guggenmusiken teilnehmen.