Solothurnisches Fasnachtsbrauchtum
Die Solothurner Fasnacht hat eine Jahrhuderte alte Tradition. Die Fasnacht in den umliegenden Gemeinden der Kantonshauptstadt Solothurn lehnt sich deshalb auch sehr stark an dessen Traditionen an. So auch die Biberister Dorffasnacht. In der närrischen Zeit wird die Stadt kurzum zu Honolulu und die Rathausgasse wird umbenannt zur Eselsgasse.
Bereits im 15. Jahrhundert haben die Solothurner nachweislich Fasnacht gemacht. Auch die traditionellen Fasnachtsumzüge in Solothurn gibt es seit Jahrhunderten. Diese Umzüge waren früher vorwiegend nur einem grossen Thema gewidmet. Heute nehmen verschiedene Fasnachtsgruppen aus den Regionen an diesem schönen Solothurner-Fasnachtsumzug teil. So sind die Themen auch sehr unterschiedlich und es werden meistens bestimmte Aktualitäten gekonnt aufs Korn genommen.
Es gibt zwei Videoclips vom Interview während der KRS Extra Live-Sendung vom 26. Februar 1981 (Traditionen und Diskussion), wo ältere Solothurner Fasnächtler über die Entstehung und Entwicklung der Solothurner Fasnachtsbräuche erzählen.
11.11. 11:11 Uhr
Der 11.11. ist kein typisch solothurnischer Fasnachtsbrauch. Trotzdem wurde dieser Tag in den letzten Jahren in einigen Gemeinden aus der Taufe gehoben. In Biberist ist dies kein Thema mehr.
Ende der 80er-Jahre wurde versuchshalber für drei Jahre der 11.11. durchgeführt. Bei der Bevölkerung stiess dieser Anlass auf kein Interesse. Deshalb brach man den Versuch ab, da es zu einem internen Anlass der Dorffasnacht wurde.
Brauchtum und Traditionen in Biberist
Seit Bestehen der Dorffasnacht Biberist, gehören nachstehende Fasnachtsanlässe zur Biberister Fasnachtstradition. Zwischen diesen Anlässen organisieren auch Vereine und Gastwirte in lobenswerter Weise ihre eigenen Fasnachts-Feste.
Hilari
Für die Solothurner ist der 13. Januar der Beginn der Fasnacht. Hilari heisst heiter, also beginnt ab diesem Tag eine heitere, fröhliche Zeit.
Zwischen Hilari und Fasnacht wird von den vielfältigen Fasnachtsgruppen der letzte Schliff an den Schnitzelbänken, Kostümen, Umzugswagen, usw. gemacht. Die eigentliche Vorbereitungszeit beginnt bei den meisten Fasnachtsgruppen bereits im Spätherbst.
Am Hilaritag wird in Biberist der "Aemmeschnägg" bei seinem Herbergsvater oder -Mutter erweckt. Im Verlaufe des grossen, öffentlichen Hilariprogrammes der Dorffasnacht Biberist, erzählt der Herbergsvater in lustiger Form, was er im Verlaufe des Jahres zusammen mit dem "Aemmeschnägg" erlebt und gehört hat.
Auch wird an diesem Tag die Gemeindeverwaltung offiziell entmachtet und das Zepter übernehmen bis zum Aschermittwoch die Narren.
Am Hilari-Tag erschien in früheren Jahren auch die Fasnachtszeitung "Dr Ämmeschnägg". Dieses jährliche "Chrauschi-Mauschi-Blatt", wie es die verantwortlichen Schribifaxe vom Narre-Komitee Biberischt nannten, wurde aus finanziellen Überlegungen eingestellt.
Schmutziger Donnerstag
Am Schmutzigen Donnerstag beginnt früh morgens um 05:00 Uhr die Chesslete. Mit Kuhglocken, Hörner, Rätschen und sonstigen Lärminstrumenten führt der Oberchessler die Chesslerschar mit ihrem lauten Getöse durch die Strassen. Nach altem Brauch werden so die Wintergeister vertrieben. Nach der Chesslete wird den Chesslern gratis eine wärmende Mehlsuppe und Brot abgegeben.
Einen echten Chessler erkennt man am weissen Nachthemd, der Zipfelmütze und dem roten Halstuch. Dieser macht vor dem Startschuss von 05:00 Uhr auch keinen Lärm.
Am Vormittag findet in Biberist die Kinderchesslete statt. Kindergärten und Spielgruppen erfreuen durch ihren Umzug die Bevölkerung.
Mit der Chesslete hält die Fasnacht endgültig Einzug in Biberist und die närrischen Tage nehmen ihren Lauf. Oft wird diese Zeit auch die "Fünfte Jahreszeit" genannt.
Fasnachts-Sonntag
Der Fasnachts-Sonntag gehört voll und ganz den Fasnächtlern. In Biberist findet am Nachmittag der traditionelle Fasnachtsumzug statt. An diesem Umzug laufen immer wieder ganz spontan private Gruppen mit, die mit ihren Sujets den Umzug bereichern.
Nach dem Umzug findet das Guggenkonzert der verschiedenen Guggemusigen statt. Die Restaurants werden von den Gruppen besucht, so dass auch hier Fasnachtsbetrieb herrscht.
Fasnachts-Dienstag
Früher fand am Fasnachts-Dienstag die sogenannte Gruppenzirkulation statt. Damals zirkulierten Schnitzelbank-Gruppen und Guggemusigen in den Restaurants. Dieser Abend ist nun nur den Schnitzelbank-Gruppen gewidmet. Bereits ab ca. 19:00 Uhr zirkulieren die Schnitzelbänkler von Restaurant zu Restaurant und bringen mit ihrer spitzen Zunge so manchen Gast zum Lachen oder Erröten.
Aschermittwoch
Am Aschermittwoch gehen die närrischen Tage zu Ende. Die Biberister Fasnächtler geben das Szepter der Gemeindeverwaltung zurück. Dieser Akt wird mit einem gemütlichen Apéro verbunden.
Danach erfolgt der allerletzte fasnächtliche Akt. In einem Umzug wird das Wappentier der Dorffasnacht, der Ämmeschnägg, von den Biberister Narren seinem neuen Herbergsvater oder der neuen Herbergsmutter überbracht. Bei einem gemütlichen Beisammensein der Fasnachtsgruppen, zusammen mit dem Herbergsvater, findet das sogenannte "Schnägg Verloche" seinen fröhlichen Ausklang.